„Tue Gutes und rede darüber“, so bringen manche das Thema Öffentlichkeitsarbeit auf einen Nenner. Nicht so die weltweit tätigen Rotary Clubs. Oftmals zeugt nur eine Tafel mit dem Emblem an einer Eingangstür von der Arbeit der Rotarier. Und natürlich die Dankbarkeit der Menschen, denen Unterstützung zuteilwurde.
Die Rotarier sind dabei sowohl in Luxemburg tätig als auch fernab unserer Zivilisation. Das „Luxemburger Wort“ durfte die Mitglieder des Rotary Club Horizon Luxembourg jüngst beim Besuch der von ihnen unterstützten Projekte begleiten und dabei die Menschen, die Natur und die Sehenswürdigkeiten der facettenreichen Insel Bali kennenlernen. Aber der Reihe nach:
Die Bali Blutbank
Erste Station ist die Bali Blutbank in Denpasar, wo die Besucher vom Präsidenten der Blutbank, Dr. Patri, und der verantwortlichen Ärztin Dr. Chandra empfangen werden. Im Eingangsbereich wird man auf die Steintafeln der beteiligten Rotary Clubs aufmerksam, die vor 21 Jahren damit begonnen haben, die Blutbank zu unterstützen. Australien, Japan, Korea, USA, und die Clubs Kuta, Denpasar und Nusa Dua aus Bali selbst, sowie nicht zuletzt der Club Horizon aus Luxemburg sind dort aufgelistet. Dabei wurden insbesondere mobile Blutentnahmegeräte gefördert.
Mittlerweile reichen die Spenden für den Bedarf auf Bali selbst aus. Aber es bleibe noch viel zu tun, wie die Verantwortlichen betonen. So soll die Qualität der Blutspenden verbessert und an internationale Standards angeglichen werden.
Der Aufbau der Blutbank fällt in die Zeit der Bombenanschläge vom 12. Oktober 2002, die Bali schwer erschüttert haben. Terroristen hatten 202 Menschen getötet und über 209 zum Teil schwer verletzt. Vielen Opfern konnte dank der Blutbank das Leben gerettet werden.
Annika Linden Center Denpasar
Die Namensgeberin dieses Projektes war eines der Opfer der Bombenanschläge. Ihr damaliger Verlobter Mark Winegard musste schweren Herzens von ihr Abschied nehmen. Aber er hatte sich geschworen, den Überlebenden und danach den Menschen auf Bali zu helfen, die unter den Folgen von Amputationen und sonstigen Behinderungen leiden.
Im Center werden Prothesen, Orthesen, Hilfsmittel und Rollstühle hergestellt, die den individuellen Bedürfnissen der Patienten angepasst werden.
Diskutiert wird bei diesem Termin die Anschaffung von 3D-Druckern, um die Qualität und die Stückzahl der Prothesen zu erhöhen. Aber dieses Anliegen steht noch in den Anfängen und es müssen noch mehrere Tests stattfinden. Schließlich sollen die Spenden zielgerichtet, nachhaltig und erfolgsorientiert angelegt werden. Eine verantwortungsvolle Aufgabe, die jeweils eine Prüfung vor Ort und die Diskussion mit den Beteiligten notwendig machen.
Tiara aus Tampaksiring
Die Luxemburger Reisegruppe besucht ebenfalls eine Familie zu Hause in Tampaksiring bei Ubud, wo sie ein junges Mädchen mit Namen Tiara kennenlernt. Das schüchterne Kind, das mit seiner Schwester und seinen Eltern in einem traditionellen balinesischen Haus lebt, verbringt die gesamte Zeit des Besuchs in den Armen seiner Mutter. Die Schwester spielt derweil mit einem Péckvillchen, einem Geschenk aus Luxemburg.
Seit Geburt litt Tiara an einer Lippen-Kiefer-Gaumenspalte, einer in Indonesien häufig auftretenden Fehlbildung. Sie machte es ihr fast unmöglich, zu trinken, zu essen und zu sprechen. Ihr konnte durch eine Operation geholfen werden. Ein anschauliches Beispiel für die Unterstützung von Einzelpersonen, die eine enorme Verbesserung für die Betroffenen - insbesondere für Kinder - bedeutet.
CIMD-Stiftung Parji Anom
Die Besuche der verschiedenen Projekte und die Herzlichkeit der Menschen lassen einen fast vergessen, dass Bali auch landschaftlich einiges zu bieten hat. Zum Glück steht zwischendurch eine Besichtigung der Reisfelder von Jati Luwih, die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehören, auf der Reise-Agenda. Weitere Sehenswürdigkeiten sind der Ulun-Danu-Tempel am Ufer des Tamblingan Sees, wo die Teilnehmer durch den Dschungel spazieren und eine Kanufahrt auf dem See genießen.
Tags darauf trifft man sich mit der CIMD-Stiftung in Panji Anom. Dort lernen die Besucher eine Schule für behinderte Kinder kennen. Der Empfang ist überaus herzlich, zur Begrüßung werden bunte, selbst gebastelte Papiersträuße überreicht.
Der Leiter der Einrichtung, Geert van Praet erklärt, mit welchen Problemen die Kinder und deren Eltern zu kämpfen haben. Es mangelt an Geld zur Betreuung der betroffenen Kinder. Zudem stellt die Überwindung von Distanzen, zum Beispiel zu öffentlichen Schulen, eine Hürde dar. Die Straßen sind überfüllt, insbesondere durch Roller, auf denen sich die Bevölkerung fortbewegt. Auf die über vier Millionen Einwohner Balis fallen zahlenmäßig noch mehr Roller an. Das Verkehrschaos und die damit verbundenen Gefahren sind vorprogrammiert.
Geert van Praet ist gebürtiger Belgier und hat es sich nach seiner Pensionierung zur Aufgabe gemacht, Kindern mit vorwiegend geistiger Behinderung in seiner Tagestätte zu betreuen. Dazu gehört auch eine monatliche medizinische Untersuchung von Kindern im Alter von 0 bis 3 Jahren. Ganz besonders wichtig ist dem Schulleiter und seinem Personal dabei der Inklusionsgedanke: Es wird immer wieder versucht, die Kinder zum Teil an normalen Schulen mitarbeiten zu lassen, oder Schüler ohne Förderbedarf zumindest zeitweise bei sich zu integrieren.
Das Waisenhaus von Dombo Bali
Besonders freuen sich Geert und seine balinesische Ehefrau Ayu derzeit auch darüber, dass sie die Leitung des Waisenhauses Dombo Bali, das von einer deutschen Stiftung finanziert wird, übertragen bekommen haben. Dombo Bali erweist sich beim spontanen Besuch als ausgezeichnet geführtes Waisenhaus mit etwa zehn Jungen und zehn Mädchen unterschiedlichen Alters.
Anak Foundation in Dharma Cita
Die Anak-Stiftung stellt im Kern ein Internat dar. Dort wird ebenfalls versucht, den Jugendlichen eine Schulausbildung zu ermöglichen. Die Bewohner des Internats hätten sonst kaum eine Chance, eine normale Schule zu besuchen. In der Anak-Stiftung haben sie die Möglichkeit, in der Nähe einer öffentlichen Schule zu wohnen und zusätzlichen Unterricht zu bekommen, zum Beispiel in der englischen Sprache.
Nachmittags werden berufliche Kompetenzen vermittelt, wie zum Beispiel Textilarbeit, Computerarbeit, Kochen und Mechanik, was zur Instandsetzung der vielen Roller unbedingt notwendig ist. Weiterhin wird das soziale Zusammenleben gefördert. In ihrer Freizeit lernen viele die typischen balinesischen Tänze, deren Ausdruck, Kraft und Koordination ihresgleichen sucht. So werden die Besucher zum Abschied mit verschiedenen Aufführungen überrascht.
Beeindruckt von den Hilfsprojekten, Sehenswürdigkeiten und den aufgeschlossenen Menschen, die stets ein Lächeln auf den Lippen haben, tritt die Reisegruppe schließlich ihren Rückflug zurück nach Luxemburg an.
Author: Robert Daniels
Last Updated: 1703435522
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