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Wie britische Händler mit einem negativen Ölpreis 500 Millionen Dollar verdienten?


Rechtzeitig verkauft: Illegale Tricks? Wie britische Trader 500 Millionen Dollar mit negativem Ölpreis verdienten

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Am Tag, als die Ölpreise ins Negative fielen, machte die kleine Londoner Trading-Firma Vega Capital mit gerade einmal einem Dutzend Angestellten eine halbe Milliarde Dollar Gewinn. Die Aufsichtsbehörden prüfen jetzt, ob die Vega-Trader nur Glück hatten, einfach geschickt agierten oder sich illegal bereicherten.

Der 20. April 2020 wird in der Börsengeschichte immer einen besonderes Datum bleiben. Zum ersten und bisher einzigen Mal fielen die Ölpreise an diesem Tag unter Null bis auf minus 37 Dollar pro Barrel. Das war so einschneidend, dass teilweise die Software von Brokern nicht hinterherkam. Ein kanadischer Trader etwa wachte am Morgen danach mit neun Millionen Dollar Schulden auf , obwohl er am Vortag nur 2400 Dollar investiert hatte.

Doch auf der anderen Seite des Atlantik herrschte an diesem Tag große Freude: Die kleine Trading-Firma Vega Capital London fuhr 500 Millionen Dollar Gewinn ein, wie Insider jetzt der Finanznachrichtenagentur Bloomberg verrieten. Ihre Taktik war simpel: Die rund ein Dutzend Londoner Trader verkauften koordiniert alle Öl-Futures, die sie noch hielten, kurz vor der Deadline um 14.30 Uhr, als die Preise für den Tag festgelegt wurden. Als der neue Preis dann bei minus 37,63 Dollar feststand, kauften sie ihre Futures zurück. Die Differenz, offensichtlich eine halbe Milliarde Dollar, war ihr Gewinn.

So wird Öl an der Börse gehandelt

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Als Laie muss man dazu verstehen, wie Öl gehandelt wird. „Futures“ heißen die Terminverträge, auf denen das Geschäft beruht. Darin verpflichtet sich ein Verkäufer, dem Käufer eine bestimmte Menge Öl zu einem bestimmten Termin und Preis zu liefern. Meistens werden Kontrakte in Größenordnungen von 1000 Barrel pro Vertrag gehandelt.

Trader wie Vega Capital besitzen natürlich kein physisches Öl, das sie liefern könnten. Sie kaufen Kontrakte zu günstigen Konditionen auf und hoffen daraus, sie später zu besseren Preisen wieder verkaufen zu können. Jeden Monat gibt es aber einen Stichtag, zu dem das in den Futures vereinbarte Öl auch wirklich geliefert werden muss. Zu diesem Zeitpunkt müssen Trader also aufpassen, keine Kontrakte mehr zu besitzen – denn sonst wird eine Lieferung fällig, die sie in der Regel weder bezahlen noch annehmen können.

Der 20. April war so ein Stichtag für alle Kontrakte, bei denen Öl im Mai geliefert werden muss. Das war auch der Grund für den starken Preisverfall an diesem Tag: Viele Trader saßen noch auf Kontrakten, die sie normalerweise an echte Öllieferanten hätten verkaufen können. Weil aber durch die Corona-Krise viel zu viel Öl auf dem Markt ist und zu wenig nachgefragt wird, ließen sich die Kontrakte schwer loswerden. Das führte zu der einmaligen Situation, dass der Ölpreis sogar ins Negative fiel.

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Geschickte Trades oder Marktmanipulation?

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Bloombergs anonyme Quellen berichten, dass Vega Capital dieselbe Taktik schon unzählige Male angewandt hat – nicht nur bei Öl. Doch dieses Mal könnten sie damit auf die Füße fallen. Auf Grund der besonderen Umstände und des hohen Gewinns ist die britische Börsenaufsicht FCA und die US-Behörde CFTC aufmerksam geworden. Beide ermitteln nun, ob die Londoner Trader mit ihrem Trick Gesetze gebrochen haben.

Konkret geht es um den Vorwurf, Vega Capital habe durch die massiven Verkäufe den Ölpreis manipuliert und die folgende Abwärtsspirale verstärkt. Das ist, besonders in Zeiten rund um die Deadline um 14.30 Uhr, nicht erlaubt. Bisher gibt es allerdings keine Anzeichen dafür, dass sich die Trader illegal verhalten haben. Allerdings ist es gerade bei so hohen Summe auch Aufgabe der Aufsichtsbehörden, einmal ein prüfendes Auge auf die Geschehnisse zu werfen.

Hinzu kommt, dass der Grat zwischen geschicktem, aber legalem Trading und Marktmanipulation oft sehr schmal ist. Was die Vega-Trader laut dem Bloomberg-Kolumnisten Matt Levine wahrscheinlich anwendeten, ist ein so genannter „Trade-at-Settlement“ (TAS). Dabei verpflichteten sie sich, eine bestimmte Menge Öl-Futures zum Schlusspreis am 20. April zu kaufen.

Als absehbar war, dass dieser niedrig ausfallen würde, liehen sie sich dieselbe Menge an Öl-Futures von anderen Inhabern und verkauften diese zu einem höheren Preis. Am Ende konnten sie die bei minus 37,63 notierten Öl-Futures vertragsgemäß aufkaufen und damit denjenigen auszahlen, der ihnen die verkauften Futures geliehen hatte – ein klassischer Short-Trade, bei dem der Händler die Preis-Differenz als Gewinn einstreicht.

Negative Ölpreise waren absehbar

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Allerdings: Für einen Gewinn von 500 Millionen Dollar müssen die Londoner Trader eine sehr hohe Anzahl von Futures gehandelt haben. Jeder Terminkontrakt steht in der Regel für 1000 Barrel Öl. Davon ausgehend, dass der Ölpreis um kurz nach 14 Uhr erstmals auf 0 Dollar sank, müssten die Vega-Trader also mehr als 13.000 Futures auf den Markt geworfen haben. Es ist durchaus realistisch anzunehmen, dass dies Auswirkungen auf den Preis hatte.

Gegen eine Manipulation sprechen die Umstände des Preisverfalls: Die Rohstoffbörse CME hatte schon Tage zuvor vor der Möglichkeit negativer Preise gewarnt. Bekannt war zudem, dass große Player wie die Bank of China am Stichtag noch große Mengen an Öl-Futures verkaufen würde, um sie gegen neue Futures für den Folgemonat auszutauschen. Die Taktik von Vega, dies mit Short-Trades auszunutzen, ist nicht neu. Sie birgt aber auch das Risiko, auf die Schnauze zu fallen, wenn sich am Stichtag doch mehr Käufer als gedacht finden und die Preise nicht entsprechend fallen.

Bis die Untersuchung des Vorfalls abgeschlossen ist, wird es aber noch dauern. Die CTFC kündigte ihren Bericht erst für das Jahresende an. Bis dahin dürfen sich die Londoner Trader auf jeden Fall noch über ihren Gewinn freuen. Wer das genau ist, weiß keiner so recht. Vega Capital macht ein großes Geheimnis um sich und seine Mitarbeiter.

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Author: Michael Compton

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